Introducing

PAUL, HANS, BELMONDO, Palastbauer

„Das Leben beginnt dort wo die Angst endet“ – unterwegs mit Rudolf Hauser 

 

Gastein. – Es ist noch dunkel im Tal, als Rudolf „Rudi“ Hauser den Rucksack schultert. Die Stirnlampe schneidet einen Lichtkegel in die Nacht, Atemwolken steigen in die klare Winterluft. Vor ihm ragt die gefrorene Wand des „Supervisor“ in den Himmel, ein 270 Meter hoher senkrecht gefrohrener Wasserfall im Gasteinertal. Für die meisten Alpinisten ein Projekt mit Seil, Sicherungen, Partner. Für Hauser: eine Solotour. 

„Die Angst ist mein Partner“, sagt er später. „Sie hält mich wach und zeigt mir, wann es genug ist.“ Angst – das klingt nach Schwäche. Doch für Hauser ist sie das Gegenteil: eine Kraft, die ihn konzentriert, die ihn Entscheidungen treffen lässt, wo andere von Ehrgeiz getrieben wären. 

Geboren 1982 in Schwarzach, aufgewachsen in Dorfgastein, kam Hauser spät zum Klettern. Mit 19 Jahren stand er zum ersten Mal in einer Felswand. Zuvor war er Skifahrer, Tischler, Naturbursche. Dann kam der Funke, der alles veränderte. „Es war wie ein Sog. Ab dem ersten Griff wusste ich: Das ist mein Weg.“ 

Sein Weg führte ihn nicht nur auf die großen Expeditionen im Ausland, sondern immer wieder zurück in die heimischen Berge, zu Wänden und Eisformationen, die andere meiden. Bekannt wurde er durch Projekte, die eher nach Extremsport klingen als nach klassischem Alpinismus: Zwei 1.000-Meter-Wände an einem Tag, verbunden durch Radfahren und Laufen.  

 

Doch wer Hauser zuhört, merkt schnell: Es geht ihm nicht um Rekorde. Es geht um die Begegnung mit sich selbst. Um Stille. Um Klarheit. „Am Fels oder im Eis gibt es keine Ablenkung. Jeder Griff, jeder Tritt zählt. Man ist vollkommen im Moment.

 

Diese Haltung macht ihn auch abseits des Berges zu einem gefragten Vortragenden. In seinen Präsentationen spricht er über das Zusammenspiel von Mut und Disziplin, über Grenzen und darüber, warum Umkehren oft die schwierigste Entscheidung ist. Er zeigt Filme von seinen Touren, Bilder von vereisten Wasserfällen, die wie Skulpturen wirken – und erzählt, wie sehr Vorbereitung, Training und mentale Stärke zu seinen ständigen Begleitern geworden sind. 

Wenn er nach einer Tour ins Tal zurückkehrt, wirkt er oft still, beinahe nachdenklich. Kein Triumphgeschrei, kein Drang zur Selbstinszenierung. „Ich gehe nicht hinauf, um zu beweisen, dass ich es kann“, sagt er. „Ich gehe hinauf, weil ich dort oben finde, was ich sonst nirgends finde: Ruhe.“ 

Und vielleicht ist es genau das, was Rudolf Hauser ausmacht: ein Mann, der die Extreme sucht, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren. Einer, der in Eis und Fels nicht den Nervenkitzel sucht, sondern einen Spiegel – für Angst, für Mut, und für das, was wir alle im Leben brauchen: die Fähigkeit, Schritt für Schritt weiterzugehen.

Schiffsführer Rudi am Bug der Jolle “Mystique”, die im Sturm von der Decke hängt.

Gegen viele dieser Aufgaben klingt Friedl mit der leeren Tasche wie ein Spaziergang. Aber natürlich basiert auch hier jeder Schritt auf der Konzentration für den Moment, muss bewusst gesetzt werden. Eine Eigenschaft, die Ekke Hager ebenso liegt wie seine Abenteuerlust beim Spiel. Zeichnend dafür sind vielleicht seine beiden Rollen in Hannibal - Gletscherschauspiel (2001-2019), wo er als fliehender Aeneas scheinbar vom Himmel stürzt und später als mächtiger Traumdeuter auftritt. „In den Werken von lawine torrèn entstehen große Bilder: wuchtig bis poetisch. Wir spielen an wunderbaren Plätzen, zu denen man normalerweise kaum zutritt oder eine Aufenthaltsberechtigung bekommt. Meist sind diese Orte für etwas ganz anderes bestimmt als darin Theater zu machen, da aber zu verweilen und zu gestalten, das allein fasziniert mich.“

Ekke Hager bei den Proben zu "Friedl" mit Schafherde

Ekke Hager bei den Proben zu "Friedl" mit Schafherde

Abseits der Bühne lehrt Ekke Hager, der ursprünglich Sport in kombination mit Psychologie-pPdagogik-Philosophie studiert hat, an unterschiedlichen Institutionen und in verschiedenen Bereichen: am Schauspielhaus Salzburg, am Institut für Sport an der Universität Salzburg sowie als Trainer und Seminarleiter im Bereich lLadership und Teambuilding für Stucki (CH). Ekke Hager zählt als Spiraldynamik® Dozent zu den Pionieren der ersten Stunde und unterrichtet Yoga in der Tradition von B.K.S. Iyengar. Seit 2013 leitet er mit Eva Hager-Forstenlechner das Spiraldynamik® Yoga Center in Salzburg. Für die „Sommerpause“ kommt die Arbeit im Ötztal wie bestellt. „Ich bin während der Proben und Aufführungen immer wieder ergriffen von der Schönheit, der Kraft, der Gewalt und Sanftheit dieses Tales. Auch den Menschen, mit denen wir hier in Kontakt kommen, die uns mit ihrer herzlichen Art aufnehmen, uns unterstützen, die Teil des Projektes sind auch wenn sie nirgendwo oder schwer als solche aufscheinen, gilt mein Dank. An ganz bestimmte Bereiche deiner Persönlichkeit kommst du einfach nur oder viel schneller in der freien Natur.“  Darum: mitwandern. (Juni 2015)


 

Photos Ekke Hager


Short - Stein a.D.

© Stefan Aglassinger, music by Peter Valentin