Introducing
PAUL, BELMONDO, bergpionier
Rudi Hauser ist seit vielen Jahren Teil des Lawine Torrèn Netzwerkes. Da wir gerne in den Bergen oder in der Vertikalen arbeiten, ist der Extrembergsteiger Rudi für die Höhenarbeit und Sicherungstechnik unverzichtbar. Dabei fiel uns immer wieder seine Präsenz auf, wie organisch er sich zwischen Tänzern und Schauspielerinnen in der künstlerischen Arbeit an und mit der “Location” bewegt. Als performatives Naturtalent brillierte er immer wieder in kleineren Rollen: Bootsführer in Mystique, Belmondo in Perlage, Bodyguard der Venus in Hannibal, Müllersohn in Auenland, Erbauer des Palastes von Theben bei Argonauten. Rudi überzeugt im LIVE-Erlebnis, aber auch bei Foto und TV-Aufnahmen.
Die Titelrolle PAUL über den Bergpionier Paul Preuß ist ihm wie auf den Leib geschnitten: Der Extrembergsteiger Rudolf Hauser ist privat als Kletterer in höchsten Schwierigkeitsgraden unterwegs – oft auch allein und ohne Seilsicherung wie damals Preuß. Der Stil von Paul Preuß, der künstliche Hilfsmittel als Fortbewegung in der Vertikalen ablehnte, prägt das extreme Bergsteigen bis heute. Mich lässt dieses Thema seit Jahren nicht los. Wir verbinden in diesem Naturschauspiel das alpinistische Genre mit dem Aufbruch in die Wiener Moderne vor mehr als 110 Jahren. (Hubert Lepka)
Schiffsführer Rudi am Heck der Jolle “Mystique”, die im Sturm von der Decke des Moarhauses in Wildshut hängt.
„Das Leben beginnt dort wo die Angst endet“ – unterwegs mit Rudolf Hauser
Gastein. – Es ist noch dunkel im Tal, als Rudolf „Rudi“ Hauser den Rucksack schultert. Die Stirnlampe schneidet einen Lichtkegel in die Nacht, Atemwolken steigen in die klare Winterluft. Vor ihm ragt die gefrorene Wand des „Supervisor“ in den Himmel, ein 270 Meter hoher senkrecht gefrohrener Wasserfall im Gasteinertal. Für die meisten Alpinisten ein Projekt mit Seil, Sicherungen, Partner. Für Hauser: eine Solotour.
„Die Angst ist mein Partner“, sagt er später. „Sie hält mich wach und zeigt mir, wann es genug ist.“ Angst – das klingt nach Schwäche. Doch für Hauser ist sie das Gegenteil: eine Kraft, die ihn konzentriert, die ihn Entscheidungen treffen lässt, wo andere von Ehrgeiz getrieben wären.
Geboren 1982 in Schwarzach, aufgewachsen in Dorfgastein, kam Hauser spät zum Klettern. Mit 19 Jahren stand er zum ersten Mal in einer Felswand. Zuvor war er Skifahrer, Tischler, Naturbursche. Dann kam der Funke, der alles veränderte. „Es war wie ein Sog. Ab dem ersten Griff wusste ich: Das ist mein Weg.“
In zwölf Stunden klettert Rudi Hauser zwei 1.000er-Wände. Sportalpen, Kletterdoku auf ServusTV. © Eduardo Gellner
Sein Weg führte ihn nicht nur auf die großen Expeditionen im Ausland, sondern immer wieder zurück in die heimischen Berge, zu Wänden und Eisformationen, die andere meiden. Bekannt wurde er durch Projekte, die eher nach Extremsport klingen als nach klassischem Alpinismus: Zwei 1.000-Meter-Wände an einem Tag, verbunden durch Radfahren und Laufen.
Doch wer Hauser zuhört, merkt schnell: Es geht ihm nicht um Rekorde. Es geht um die Begegnung mit sich selbst. Um Stille. Um Klarheit. „Am Fels oder im Eis gibt es keine Ablenkung. Jeder Griff, jeder Tritt zählt. Man ist vollkommen im Moment.
Diese Haltung macht ihn auch abseits des Berges zu einem gefragten Vortragenden. In seinen Präsentationen spricht er über das Zusammenspiel von Mut und Disziplin, über Grenzen und darüber, warum Umkehren oft die schwierigste Entscheidung ist. Er zeigt Filme von seinen Touren, Bilder von vereisten Wasserfällen, die wie Skulpturen wirken – und erzählt, wie sehr Vorbereitung, Training und mentale Stärke zu seinen ständigen Begleitern geworden sind.
Marion Hackl (Dido) im Bett, Ekke Hager (Aeneas) seilt sicht ab, Jeanne Procureur (Venus) am Bergeseil, Rudi Hauser (Bodyguard) empfängt die landende Venus, Donna Jewell (Anchorwoman KarthagoTV) im Studio vor Videowall.
HANNIBAL 2024 @ Ernst Lorenzi
Wenn er nach einer Tour ins Tal zurückkehrt, wirkt er oft still, beinahe nachdenklich. Kein Triumphgeschrei, kein Drang zur Selbstinszenierung. „Ich gehe nicht hinauf, um zu beweisen, dass ich es kann“, sagt er. „Ich gehe hinauf, weil ich dort oben finde, was ich sonst nirgends finde: Ruhe.“
Und vielleicht ist es genau das, was Rudolf Hauser ausmacht: ein Mann, der die Extreme sucht, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren. Einer, der in Eis und Fels nicht den Nervenkitzel sucht, sondern einen Spiegel – für Angst, für Mut, und für das, was wir alle im Leben brauchen: die Fähigkeit, Schritt für Schritt weiterzugehen.
Rudi Hauser und Manuela Calleja Valderrama als Müllerssohn Hans und dessen Braut in Franziska im Auenland @ Wolfgang Lienbacher.
Photos Rudi Hauser
© Magdalena Lepka, Wolfgang Lienbacher, Ernst Lorenzi,
PAUL – Seewiese Altaussee
© Stefan Aglassinger, music by Arnold Schönberg, Maurice Ravel, Alban Berg e.a.